Die Weisheit des kleinen Mannes

RÜCKBLICK  6  aus dem #TagebucheinerTräumerin:

 

Die Küchenuhr verrät die grausame Wahrheit: es ist 5.10 Uhr. Heute bin ich extra früh aufgestanden, habe den Computer hochgefahren und mir eine Tasse Mate-Tee gekocht.  In den letzten Tagen musste ich schmerzlich feststellen, dass mehr zum Schreiben gehört als eine Idee, ein Konzept und ein Worddokument.  Ich brauche  Zeit, Ruhe und Inspiration.😣
Diese drei Dinge auf einmal sind in meinem Leben so gut wie nie zu finden. Jeden Morgen stehe ich um 5.50 Uhr auf, scheitere  an dem Versuch,  ein nörgelndes Morgenmuffel-Kind rechtzeitig zur Schule zu bringen, und krabbele anschließend  auf allen Vieren durch meinen Tag als Tagesmutter. 
Nach acht Stunden zwischen Pampers, Brei und Schnuddelnasen widme ich mich wieder in verschiedenen Rollen meinem Sohn. Mal bin ich Chauffeur, mal Eventmanagerin und  immer überforderter Zuhörer.  Ich habe den Verdacht, dass er den ganzen Tag Wörter sammelt, nur um sie abends in einem massiven Redeschwall über mich zu ergießen. Meistens geht es um Dinge aus der Welt der Computerspiele, die mein müdes, gestresstes Gehirn total überfordern: „Mama, hab ich dir schon von den Schleimbällen erzählt? Also, da gibt es welche, die muss man mit Hühnern füttern.  Aber du musst aufpassen, denn die können jederzeit explodieren. Cool, oder?“ HÄÄÄÄÄÄÄHHHHHH?🤤 Zum Glück redet er nicht immer nur Unfug. Manchmal hat er auch lichte Momente. Ich nenne es die „Weisheit des kleinen Mannes“.

Kürzlich fragte er mich: „Wie weit bist du denn mit deiner Geschichte?“

Ich druckste herum und murmelte  irgendetwas von: „Ich hab ja so wenig Zeit zum Schreiben“.

Da überlegte er kurz 🤔und antwortete mit der Klarheit und Genialität eines Kindes: „Wieso schreibst du denn nicht einfach jeden Tag einen Satz?“
Ja, wieso eigentlich nicht?
Jetzt ist es 5.40 Uhr.
Mir bleiben noch zehn Minuten, bis offiziell mein Wecker klingelt.
Für einen Satz muss es reichen …