RÜCKBLICK 30 aus dem #TagebucheinerTräumerin:
Es ist ein grauer Dienstag im Januar 2018, als ich das Paket mit meinem Manuskript stolz wie Oskar zur Post trage. „Gehen Sie vorsichtig damit um, da ist ein kleines Mädchen drin“, würde ich am
liebsten zur Postbeamtin sagen, doch ich übergebe ihr nur schwachsinnig grinsend 😊mein Paket.
Die nächsten beiden Tage verbringe ich als Stalker. Ich verfolge per Trackingnummer jeden logistischen Schritt:
Paket hat die Poststation verlassen –
Paket auf dem Weg zu Postlager x –
Paket übernachtet in Poststation y –
dann endlich: Paket hat das Ziel „Wunschverlag Nummer 1“ erreicht.
An einem Freitag!
Jetzt muss ich nur noch das Wochenende überstehen, denke ich und male mir meine Zukunft aus:🤔
Ich stelle mir vor, wie am Montag endlich meine Geschichte auf dem Schreibtisch einer gut gelaunten, jungen und engagierten Lektorin landet. Nennen wir sie Fräulein Ginster. Fräulein Ginster hat
ihre roten Haare immer zu einem kunstvollen Dutt gedreht und trägt eine hippe, schwarze Hornbrille🤓, die den Blick ihres Gegenübers von ihren großen Brüsten ab- und auf ihren Intellekt hinlenken
soll. An diesem besagten, historischen Montag im Januar öffnet Fräulein Ginster mein Paket, gleich nachdem sie den ersten Schluck Kaffee aus ihrer Snoopy-Tasse genommen hat. Es ist ein
neues Manuskript, das ist offensichtlich. Täglich landen stapelweise in Pappe verpackte Träume auf ihrem Schreibtisch. Doch als sie den Deckel des Paketes anhebt, spürt sie sofort den Zauber.
Ohne auch nur ein Wort gelesen zu haben, weiß sie, dass sie einen Schatz gefunden hat. Etwas Besonderes. Das eine Buch unter 1000. Sie liest es. Nein, sie verschlingt es. Und: sie ist
begeistert.😍 Genau das, was dem Verlag noch fehlt. Sie nimmt es mit in die große Konferenz und stellt es mit einer flammenden Rede den Entscheidern vor. Bingo! Alle sind völlig aus dem Häuschen.
Die Sache ist geritzt. Eine Woche, nachdem ich das Manuskript eingereicht habe, klingelt mein Handy…„Spreche ich mit Frau Federfels? Fanni Federfels?“
So hätte ich das gern.
P.s. Aber es kam anders …😕